finis terrae
so, nochmal von vorne:
nach vielen spannenden tagen, nach fast endlosen wanderungen, nach kleineren pilgerfamilien - denn die menschen auf dem weg sind weniger und weniger geworden -, nachdem ich schon fast dachte, nie mehr anzukommen, hatte ich es am 13. dezember tatsächlich nach santiago geschafft. ziemlich früh angekommen, hab ich mir am (vermeintlichen) grab des apostels meinen ablass erteilen lassen (und an euch alle, alle gedacht), mir im pilgerbüro die compostela, also meinen pilgerbrief ausstellen lassen, und mit dem einzig verbliebenen pilgerfamilienmitglied toni aus barcelona den "wir-habens-geschafft!!"-rioja getrunken (ich werd noch zum weintrinker... *prosit!* ;)).
es war alles ganz anders und doch genau so, wie ichs erwartet hab. (erwartungen... die machen einen immer unglücklich) am abend fühlte ich mich irgendwie leer, wie ihr ja gelesen habt; toni ist gleich in den zug nach hause gehopst, also war ich allein, mir selbst überlassen, ohne jemanden, mit dem ich den sieg, das ankommen, den einzug ins himmelreich feiern konnte. eine sehr seltsame stimmung. ich fühlte mich viel zu weit offen, exponiert, verletzlich, weil so berührbar; und die welt nahm keine notiz davon. alles war wie immer.
und am nächsten tag hab ich meine sachen gepackt - wie immer - und bin in der scheisskälte losmarschiert. wie immer. na, ein bisschen schwerer ist es mir gefallen, weil ich dann doch schon ein bisschen losgelassen hatte, mental müde war; am endpunkt des weges vieler pilger, war das weitergehen eine entscheidung, die ich auch anders hätte treffen können.
in den drei tagen nach fisterra hab ich einen einzigen pilger getroffen, der auf dem rückweg war. viele nehmen den bus von santiago, weil sie - verständlicherweise! - die schnauze voll haben vom laufen. also bin ich auf einsamen wegen gewandelt, hatte das gefühl, dass der weg wieder... verwunschener, magischer ist, stiller; mehr gewillt, den wanderer zu tragen. erst da hab ich bemerkt, wie ausgetreten der camino frances tatsächlich ist, und das nicht nur in... weltlicher hinsicht.
nun: ein bisschen fühlte ich mich wieder wie in deutschland, wo kein mensch unterwegs war, wo ich stundenlang meinen gedanken und gefühlen und überlegungen nachhängen kann (das ist nicht immer vorteilhaft!). das wetter war suuuper; morgens scheisskalt, minustemperaturen - aber dann lief ich eben schneller, das wärmt; tagsüber dann kam die sonne raus, 25 grad oder so (aber nicht im schatten), ich konnte wieder im t-shirt laufen und mittags die füsse in die sonne halten. einfach wunderbar, paradiesisch!
und niemand, einfach niemand auf der strasse.
als das meer sich zum ersten mal zeigte, in der sonne glänzte, da sind mir schon die tränen in die augen geschossen. für einen kurzen moment. und kurz vor fisterra wieder. und... das wars. bisher. ich bin noch nicht am ende, es sind noch 3 km bis ans kap finisterrae, ich hab meine klamotten noch nicht verbrannt, und ich war noch nicht schwimmen. mal sehen, wie sehr mich das alles noch mitnimmt.
aber... nun sitz ich hier am ende der welt, und alles ist wie immer. so. now what?
was sich grandios, super, wunderbar anfühlt ist die tatsache, dass ich nicht weiterlaufen muss, dass ich endlich die füsse hochlegen kann, das die körperlichen strapazen ein ende haben. heimlaufen? auf gar keinen fall. 2700 kilometer, das reicht für mich. viel spass, buen camino und meine hochachtung allen, die das tun.
heimkommen... die frage ist nun, wie. ich werd noch ein, zwei oder drei tage hier verbringen, mal gucken. dann: santiago. dann: ? leon? pamplona? frankreich? genf? ich hab keine ahnung, wie das funktioniert mit zug oder bus. flugzeug ist für mich keine option, viel zu schnell.
es gibt ein paar dinge, auf die ich mich tiiiiieeeerisch freue! davon abgesehen, euch alle wiederzusehen, meine familie, nils & naya, mein brüderchen... *juhuuuu!* - sind da noch weltliche dinge, zb. nicht mehr zu frieren! in den alberguen, auf dem weg, fast überall... und das in spanien! mal wieder fernseh zu gucken, 'nen guten film, oder ins kino zu gehen... zu baden! hmmmm... heisses wasser... keine bed-bugs mehr, ein echtes bett... ausschlafen! deutsch zu sprechen und fränkisch zu hören... zu tanzen, mich auszutoben... und einfach mal 'nen tag vergehen lassen, ohne den rucksack zu packen... ah... loslassen...
vale! dann geh ich mal das kap erkunden. hasta luego...
nach vielen spannenden tagen, nach fast endlosen wanderungen, nach kleineren pilgerfamilien - denn die menschen auf dem weg sind weniger und weniger geworden -, nachdem ich schon fast dachte, nie mehr anzukommen, hatte ich es am 13. dezember tatsächlich nach santiago geschafft. ziemlich früh angekommen, hab ich mir am (vermeintlichen) grab des apostels meinen ablass erteilen lassen (und an euch alle, alle gedacht), mir im pilgerbüro die compostela, also meinen pilgerbrief ausstellen lassen, und mit dem einzig verbliebenen pilgerfamilienmitglied toni aus barcelona den "wir-habens-geschafft!!"-rioja getrunken (ich werd noch zum weintrinker... *prosit!* ;)).
es war alles ganz anders und doch genau so, wie ichs erwartet hab. (erwartungen... die machen einen immer unglücklich) am abend fühlte ich mich irgendwie leer, wie ihr ja gelesen habt; toni ist gleich in den zug nach hause gehopst, also war ich allein, mir selbst überlassen, ohne jemanden, mit dem ich den sieg, das ankommen, den einzug ins himmelreich feiern konnte. eine sehr seltsame stimmung. ich fühlte mich viel zu weit offen, exponiert, verletzlich, weil so berührbar; und die welt nahm keine notiz davon. alles war wie immer.
und am nächsten tag hab ich meine sachen gepackt - wie immer - und bin in der scheisskälte losmarschiert. wie immer. na, ein bisschen schwerer ist es mir gefallen, weil ich dann doch schon ein bisschen losgelassen hatte, mental müde war; am endpunkt des weges vieler pilger, war das weitergehen eine entscheidung, die ich auch anders hätte treffen können.
in den drei tagen nach fisterra hab ich einen einzigen pilger getroffen, der auf dem rückweg war. viele nehmen den bus von santiago, weil sie - verständlicherweise! - die schnauze voll haben vom laufen. also bin ich auf einsamen wegen gewandelt, hatte das gefühl, dass der weg wieder... verwunschener, magischer ist, stiller; mehr gewillt, den wanderer zu tragen. erst da hab ich bemerkt, wie ausgetreten der camino frances tatsächlich ist, und das nicht nur in... weltlicher hinsicht.
nun: ein bisschen fühlte ich mich wieder wie in deutschland, wo kein mensch unterwegs war, wo ich stundenlang meinen gedanken und gefühlen und überlegungen nachhängen kann (das ist nicht immer vorteilhaft!). das wetter war suuuper; morgens scheisskalt, minustemperaturen - aber dann lief ich eben schneller, das wärmt; tagsüber dann kam die sonne raus, 25 grad oder so (aber nicht im schatten), ich konnte wieder im t-shirt laufen und mittags die füsse in die sonne halten. einfach wunderbar, paradiesisch!
und niemand, einfach niemand auf der strasse.
als das meer sich zum ersten mal zeigte, in der sonne glänzte, da sind mir schon die tränen in die augen geschossen. für einen kurzen moment. und kurz vor fisterra wieder. und... das wars. bisher. ich bin noch nicht am ende, es sind noch 3 km bis ans kap finisterrae, ich hab meine klamotten noch nicht verbrannt, und ich war noch nicht schwimmen. mal sehen, wie sehr mich das alles noch mitnimmt.
aber... nun sitz ich hier am ende der welt, und alles ist wie immer. so. now what?
was sich grandios, super, wunderbar anfühlt ist die tatsache, dass ich nicht weiterlaufen muss, dass ich endlich die füsse hochlegen kann, das die körperlichen strapazen ein ende haben. heimlaufen? auf gar keinen fall. 2700 kilometer, das reicht für mich. viel spass, buen camino und meine hochachtung allen, die das tun.
heimkommen... die frage ist nun, wie. ich werd noch ein, zwei oder drei tage hier verbringen, mal gucken. dann: santiago. dann: ? leon? pamplona? frankreich? genf? ich hab keine ahnung, wie das funktioniert mit zug oder bus. flugzeug ist für mich keine option, viel zu schnell.
es gibt ein paar dinge, auf die ich mich tiiiiieeeerisch freue! davon abgesehen, euch alle wiederzusehen, meine familie, nils & naya, mein brüderchen... *juhuuuu!* - sind da noch weltliche dinge, zb. nicht mehr zu frieren! in den alberguen, auf dem weg, fast überall... und das in spanien! mal wieder fernseh zu gucken, 'nen guten film, oder ins kino zu gehen... zu baden! hmmmm... heisses wasser... keine bed-bugs mehr, ein echtes bett... ausschlafen! deutsch zu sprechen und fränkisch zu hören... zu tanzen, mich auszutoben... und einfach mal 'nen tag vergehen lassen, ohne den rucksack zu packen... ah... loslassen...
vale! dann geh ich mal das kap erkunden. hasta luego...
koboldin - 17. Dez, 16:59
Wenn du noch einen Tag Zeit hast, dann kann ich dir nur empfehlen noch nach Muxia zu fahren (oder gehen, aber ich glaub davon hast du ja schon genug *grins* ... ich hatte es damals zumindest) ... der Platz ist einfach nur .... hmm ... so VOLLER Energie die einem hilft ... ein Ort an dem man wirklich loslassen kann ... ich konnte es damals in Fisterra nicht ...
Alles alles liebe und gute und beste
Alennia
schön, dass du mein ankommen mit erlebst. grade du, wo du ja so genau weisst, wovon ich schreibe!
muxia... ich hatte überlegt, aber es gehörte nicht zu meinem weg. finisterrae war so intensiv für mich, und dort wurde mein weg einfach erfüllt.
alles liebe, alennia, ein wundervolles julfest, weihnacht, neujahr - einfach ein tolles leben.
bis bald!
sandra