el camino - frankreich

Freitag, 9. November 2007

st..... jeAn... PiEd...dE...PORT!!!

waaaaaAAAAAAAAhoooOOOOOOOOOOOOOO!!!!!

alter schwede, mir fehlen echt die worte. der naechste meilenstein... ich bin ganz nah dran an den pyrenaeen, bin in st. jean, hab frankreich durchquert.... ich glaubs nicht!!!

*sekt aufmach*
*rumtaenzel*
*austick*
JUHUUUUUUUUUUU!!!
liebe leute, soviel adrenalin hatte ich selten im blut. gestern bin ich den weg, die letzten 20 kilometer, fast nur getaenzelt, alles fuehlte sich so leicht an; ich war hoechst enthusiastisch, am schweben und sehr, sehr gluecklich. jipiiieeeee!

hier gibt es die porte sainte jacque, den zugang zur stadt, durch die stadtmauer durch; den eingang, den die pilger seit jahrhunderten benutzen. zu viert waren wir grade unterwegs - peter aus bremen, mat aus australien, jim aus der normandie -, und haben diesen sehr feierlichen moment zusammen genossen. und jetzt bin ich hier!!

leider hatte ich mir ja schon wieder mitbewohner eingefangen; ich versteh gar nicht, was die alle an mir finden. als ich nachts in dieser gite aufwachte, weil mir etwas uebers gesicht lief, und dann all die kaefer - bedbugs, wanzen vermutlich - an den waenden und im bett sah... puh, gruselig! (hey nadja, also bloss nicht in der gite communal in aroue unterschluepfen!)
na, kaum also in st. jean angekommen hatte ich den naechsten besuch bei der pharmazie, hab erst mal all meine sachen desinfiziert und sass etwas missgelaunt in den klamotten meiner mitpilger rum. aber hey, mit genug franzoesischem rotwein ist das alles aushaltbar. ;)) und mit der hilfe und troestendem zuspruch meiner "pilgerfamilie" kam dann alles wieder ins lot.

nun bin ich also heute am erkunden der stadt, bring meine sachen in ordnung, schick ein packerl heim und kann hoffentlich das packerl vom carolein abholen (*knuuuutsch!*), und dann ueberleg ich, ob ich heut noch einen teil des aufstiegs in die pyrenaeen mache; nach 4 bis 6 km und 300 hoehenmetern gibts 'ne unterkunft, und das wuerde diese etappe ueber immerhin 27 km und 1200 hoehenmeter etwas entschaerfen. und wenn nicht, mach ich mir nochmal 'nen gemuetlichen abend mit den verbliebenen beiden mitpilgern und geh morgen... nach spaaaaanien!!!

also ihr lieben, bald heissts ola und buenas diaz, da gibbet wein aus rioja statt von cahors, queso statt fromage und huebsche junge spanier... *hihi* ich glaubs ja immer noch nicht!

nun denn: a bientot oder vielmehr: hasta luego!!

Samstag, 3. November 2007

arzacq-arraziguet

hey hey, kaum erwähn ich das wort "zuhause" ticken alle durch... *hehe* da musst ich doch glatt erst mal eine zweitägige auszeit nehmen... ;))
in aire-sur-l'adour hatte ich einen netten abend mit philippe und marie, einem belgischen ehepaar, denen ich schon früher begegnet bin, und julien, dem schnellen franzosen. traf da im restaurant noch auf mat, den australier, und peter aus bremen, und hatte noch zugesagt, am nächsten morgen kurz in der gîte vorbeizuschauen, um mat mit globuli für seine schmerzenden füsse zu versorgen (also, ja, dad, ich behandle patienten am wegesrand! *hihi*) - ich hatte nämlich luxusmässig im hotel übernachtet: eigenes zimmer, eigene dusche und frühstück!
jedenfalls kam ich am nächsten morgen in diese gîte und hab mich sofort suuuuperwohl gefühlt. so ein angenehmer, gemütlicher ort! also erst mal 'nen kaffee getrunken mit peter und wolfgang - einem nürnberger, der mit krücken nach santiago pilgert, er hat nur noch ein bein -; dann kam mat noch dazu, es war alles so gemütlich, der kaffee, musik, ein sofa... und sie machten sowieso 'nen tach pause... der rucksack stand gut da in der ecke - also hab ich kurzerhand entschieden, auch noch 'nen tag zu bleiben. und in dieser gîte, in diesem zuhause weit weg von daheim, bin ich dann in dieser angenehmen gesellschaft sogar zwei tage geblieben, hab die seele baumeln und es mir einfach gutgehen lassen.

naja, abgesehen von den düsteren gedanken, die mich wieder heimgesucht haben... wer bin ich denn überhaupt? wie bin ich? bin ich ein fels oder bin ich die see, veränderlich, je nach den erwartungen der anderen? but: a cup of tea solves everything...

gestern und heute gings dann erst mal ruhig weiter, gerade mal 26 kilometer - an zwei tagen... der weg ist jetzt nicht mehr ganz so schön, es geht viel durch maisfelder und zwischen landwirtschaftlichen flächen dahin; aber so ist das halt in der gascogne - und es kommt auch nicht auf den weg da draussen, sondern auf den inneren weg an. boah... *klugscheiss* ;))
also, es ist jetzt immer noch fast eine woche nach spanien! köpft die sektflaschen also nicht zu früh... ;))

alles liebe euch - und hey: über eure enorme vorfreude freu ich mich natürlich riesig!!
hugs,
sandra

Dienstag, 30. Oktober 2007

aire-sur-l'adour

unter 1000 km *yeah!*
zur zeit verfliegen die kilometer echt wie staub im wind... komm gut voran, hatte sogar zwei etappen mit 33 km am tag. aber puh, das hat mich schon mitgenommen.
jetzt sitz ich hier, gerade mal 30 kilometer vom atlantik entfernt - und seh ihn doch nicht, weil der weg ja nicht direkt nach westen, sondern eben in die pyrenäen führt. schade! dafür fang ich innerlich schon an, mich von frankreich zu verabschieden. gerade eine woche trennt mich noch von der spanischen grenze, von bocadillos, desayuno und muchas gracias. ich bin ja gespannt!

in condom hab ich dann glücklicherweise auch einen superkuschligen fleecepulli gefunden, mit windstopp, für "gerade mal" 40 euro. na, das ist schon günstig, aber reisst halt doch ein loch in meinen geldbeutel... aber ein notwendiges, denn wie gesagt will ich mir ja nix abfrieren. dafür ist der rucksack jetzt schwerer - aber es gibt gewicht, das man eben gerne schleppt. ;)

viele franken sind unterwegs gerade, meine herrn. in bzw. vor lectoure hatte ich noch franz getroffen, mit dem ich sofort und direkt sehr, sehr tiefgründige und interessante gespräche hatte, und der mir am nächsten morgen zusammen mit seiner frau das französische pilgerlied vorgesungen hat. ein besonderer moment - vielen dank dafür!

gerade bin ich etwas hin- und hergerissen. auf der einen seite freu ich mich tierisch, dass ich bald in st. jean pied de port und dann in spanien bin, dass ich in sechs, sieben wochen ankommen werde und dann endlich heimkomme! auf der anderen seite... dann ist dieses abenteuer vorbei, die grosse freiheit auch, der grosse weg meines lebens... dann heissts jobs suchen, wohnung suchen, sesshaft werden. oder?! zwei herzen in meiner brust, wie immer! mais... c'est la vie, non?!

alles, alles liebe!
sandra

Freitag, 26. Oktober 2007

lectoure

hui, es gibt doch internet in frankreich! na, irgendwo auch kein wunder, in den letzten tagen beweg ich mich gar nicht mehr so sehr durchs niemandsland wie noch hinter genf. die unterkunft heute ist suuuuuper; eine zurückgekehrte pilgerin hat hier ein offenes haus eingerichtet, wohnt selber im obersten stockwerk, teilt sich den rest des hauses - vor allem die küche und den essraum - mit der katze und den pilgern (wozu sicher ganz, ganz viel toleranz und geduld gehört - ich möcht ja nicht unbedingt jeden abend fremde menschen in meinem esszimmer rumhüpfen haben, pilger hin oder her...); entsprechend gemütlich und heimelig ist es hier, noch dazu, wo vorhin loreena mckennitt aus dem cd-player flötete. *wooohlfühl*

gestern hab ich mir einen kurzen, mehr oder weniger faulen tag gemacht. nette 20 kilometer, war um 13 uhr schon in auvillar, hab das dorf besichtigt - mehrfach -, den bäcker aufgesucht - mehrfach *g* -, nur die picasso-ausstellung hatte leider zu. so 'n freier nachmittag hat auch seinen reiz. dafür war ich heut um so fleissiger (das schlechte gewissen lässt nach solchen schlendertagen natürlich nicht lang auf sich warten) und hab lockere 33 kilometer gemacht. und, ungelogen, ich hätt noch drei oder vier dranhängen können. aber nach solchen langen etappen, jetzt, wo die tage kurz sind, das ist schon doof. da komm ich relativ spät an, erst mal die unterkunft suchen, duschen, stadt besichtigen, im laufschritt, weil der magen schon protestiert und die sonne untergeht...
wie in moissac: auch dahin kam ich nach einer längeren etappe ein bisschen spät, jedenfalls, um den berühmten kreuzgang anzugucken. jaja, bevor ich mich auf diesen weg gemacht hab, haben mich solche sachen auch nicht interessiert, schon gut! ;)
weil ich kurz vor schluss ankam, hab ich aber auch keinen eintritt mehr löhnen müssen, sehr angenehm für meinen gestressten geldbeutel. und dieser kreuzgang... ein wunderbarer platz. ein ort der stille und meditation, ganz, ganz fein, leise und ruhig. echt schade, dass die dicht machen wollten und ich nur in paar kurze momente da verbringen konnte!
am wochenende werden auch hier die uhren umgestellt. das heisst: noch früher aufstehen! *bäh*

und neulich hab ich einen blick auf das höhenprofil der pyrenäen geworfen... *schluck* lockere 1200 höhenmeter auf 20 kilometer. na denn prost! vorher brauch ich auf jeden fall noch 'nen dickeren pulli und handschuhe. will mir da oben doch nicht den arsch abfrieren!

morgen... *hehe* geht es in das wundervolle örtchen condom. super, oder? und das aufm jakobsweg *tststs* ;)

euch allen wundervolle träume, ein tolles wochenende (ah, ich wär ja jetzt schon gern in der disse... das feeeeehlt!) und viele zufriedene momente!
alles liebe,
sandra

Dienstag, 23. Oktober 2007

lauzerte

schönes südfrankreich! seit ein paar tagen lauf ich nur noch durch zauberhafte, wunderschön hergerichtete, alte dörfchen; durch sanfte landschaften; hab (tagsüber) supergeiles wetter, 25 grad und sonnenschein - aber morgens isses saukalt, alles ist gefroren und ich bin echt froh um meine lange unterwäsche. und bei so 'nen temperaturen gibts immer noch pilger, die draussen zelten. puh, nix für mich!

in limogne hab ich mich noch einigermassen auskuriert, bin am nächsten tag 'ne kurze etappe gelaufen, hab mich in 'nem kloster in vaylats nachmittags nochmal ins bettchen geschmissen und bin da endültig wieder auf die beine gekommen.
übrigens, für alle, die meine antwortkommentare nicht lesen (*tadel!* ;)): da ich keine dreadz mehr hab, können meine mitbewohner auch nicht aus den haaren gekrochen sein. ganz abgesehen davon, dass in dreadz auch nix lebt! mannmannmann... ;)

erstaunlicherweise treff ich gerade jetzt wieder viele, die durchgehen wollen bis santiago. und ich dachte schon, die saison wär vorbei und ich wander ganz allein durch schnee und kälte... weit gefehlt also. und ein gutes gefühl zu wissen, dass da noch andere sind.
wenn es auch total schade ist, dass ich hier die pilger kommen und gehen seh. viele pilgern eben doch in etappen, und da triffst du die gleichen menschen immer wieder, manchmal auch mehrfach am tag, über ein oder zwei wochen... und dann fahren sie heim. *hmpf* ich vermiss meine essenerinnen, meine augsburgerinnen und meine husumer!! und mit gudula lauf ich morgen auch nur noch bis moissac. sowas blödes! werd sie tierisch vermissen, jawoll!
das tolle am weg ist ja auch, dass man mit menschen zusammen kommt, mit denen man im normalen leben nie zu tun hätte. wie sagte ein pilger so treffend: auf dem weg hast du keine geschichte und keinen nachnamen. genau so isses, und genau so isses gut.

mein seelisches tief ist auch vorbei; woher das kam und wo das hin ist, weiss ich selbst nicht. jedenfalls bin ich wieder mit viel freude, zufriedenheit und sonne auf dem weg.

neulich lief der camino auf einer alten römerstrasse, dem cami ferrat. da fühl ich mich doch sehr eingebunden in die geschichte, höre fast die wagenräder antiker tuchhändler auf dem boden knirschen, seh cäsars legionen marschieren (in ihren sandälchen, die ärmsten! und ohne blasenpflaster...). und überall diese alten kirchen, das alte land... warum eigentlich spürte ich sowas nie auf der nürnberger burg? warum muss ich erst davon rennen, um all das gute zu erkennen, was mir vor den füssen lag? und woher in aller welt wissen es all die anderen, ohne da draussen gewesen zu sein?

nun... da draussen ist es gerade ja gar nicht so schlecht. ich sitz in einer feudalen gîte, hab heute den luxus einer waschmaschine genossen und darf morgen weiter durchs schöne frankreich maschieren. c'est formidable, non? ;)

bonne nuit et à bientôt!
sandra

Freitag, 19. Oktober 2007

limogne-en-quercy

erst mal viiiiiiiiieeeeelen dank für eure zahlreichen emails, smse, anrufe, kommentare... ihr seid einfach super!! es tut total gut zu wissen, dass ich nicht vergessen bin. danke!!

erst war das ein ganz seltsamer tag; hab mich gefragt, was ich hier eigentlich zu suchen hab. einfach alles war sehr surreal, fremd - ganz eigenartig. ich war auch früh in der unterkunft angekommen und alles sah ganz danach aus, als würd ich "meinen" tag mehr oder minder einsam im gîte verbringen, früh ins bett gehen... dann kamen die drei husumer, also 'ne kleine pilgergruppe aus husum, die ich schon früher mehrfach getroffen hatte; jan lud mich gleich zum abendessen ein, sie wollten pfannkuchen machen... also, meine leibspeise! einfach genial! schlussendlich waren wir zu sechst in der herberge, haben ordentlich wein getrunken, pfannekuchen gegessen - und sogar 'nen kleinen geburtstagskuchen mit kerzen hab ich gekriegt. einen schönen abend hab ich da noch geschenkt bekommen, das hat mich riesig gefreut. dass dann mitten in der nacht ohne ersichtlichen grund der feueralarm losging und alle halbnackt und ratlos im flur rumstanden, war ein witziger abschluss! *hihi*

noch mehr gefreut hab ich mich allerdings über eure anrufe und smse; die emails und kommentare konnt ich ja jetzt erst lesen. das hat sooo gut getan, mal wieder mit vertrauten menschen zu sprechen, mit euch eben, die ihr mir nah seid - auch in der ferne.

nu sitz ich hier in limogne schon den zweiten tag - schon wieder pause, weil mich 'ne fette erkältung vom weitergehen abhält. schade - aber andererseits ja auch völlig egal, den einen tag hin oder her. und die erkältung kommt auch nicht von ungefähr: hatte ich mir nämlich kleine mitbewohner eingefangen - milben oder läuse, keine ahnung, und der doc, dem ich mein problem geschildert hab, hat mir naürlich den chemiehammer verschrieben. puh, keine 20 minuten nachm einschmieren ging die luzie ab, und seit dem häng ich mit der fetten grippe rum. aber diese lästigen biester bin ich alleine eben nicht losgeworden, und darum: ein hoch der schulmedizin! ;)

hinter figeac hab ich endlich den ersten dolmen gesehen, eingehend bestaunt, fotografiert und in mich aufgenommen; das ist schon was feines, faul in der sonne auf 'nem alten stein liegen... *hihi*
danach hatte ich allerdings gar keinen guten tag, fühlte mich mir selbst total fremd und fern, wusste gar nicht mehr, wer ich bin, was ich will, wozu ich hier bin... ganz schön tief lässt mich der weg blicken, dafür bin ich dankbar, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist.
nu gehts mir seelisch wieder gut, dafür läuft die nase. wat is nu besser? ;))

ich treffe nun auch wieder mehr pilger, die den weg ganz gehen wollen - herrmann aus graz, der gestern lockere 50 kilometer gelaufen ist. puh, also da fällt mir nix mehr ein! 30 km, meinetwegen 35, das schaff ich unter günstigen umständen auch. aber 50! und gerade jetzt, wo die tage nicht mehr so lang sind... alle achtung. und heut früh kam christian aus dem wald, der da zeltete und sich morgens in den gîtes immer frisch macht. ein nürnberger! wir haben erst mal ausführlich miteinander gefrühstückt, bis er dann weiter ist - und ich ins bett... morgen, hoff ich doch, gehts besser! das wetter hier ist fantastisch, dauersonne, 25 grad, und ich sitz in der unterkunft, statt das leben auf dem weg zu geniessen?! na, mal sehen, wie es der nase morgen geht.

euch allen nochmal viiiiiieeeeelen dank für die glückwünsche, fühlt euch feste gedrückt und lasst es euch gut gehen!
sandra

Montag, 15. Oktober 2007

figeac

ich hab die hälfte, waaaaaahooooooooooo! um genau zu sein, sogar schon mehr - ca. 1270 sinds noch, 1370 habbich schon. juhuuuuuu!!
dafür haben doch tatsächlich meine schuhe neue sohlen gebraucht. sowas?! ich dachte, ich lauf mit denen nach santiago... die schuhe selber sind mittlerweile auch schon ganz schön fertig, aber es hilft nix, die gehen mit mir ans ende der welt und basta.

hinter le puy ist der weg nun relativ voll geworden. jeden tag treff ich mehrere pilger - wenns auch meistens die gleichen sind. viele deutsche sind unterwegs, "wir" bilden tatsächlich den löwenanteil der pilger.

und das hundeproblem hat sich auch in wohlgefallen aufgelöst, weil die hier so sehr an pilger gewöhnt sind, dass sie meistens völlig entspannt liegen bleiben und vielleicht gerade mal 'ne augenbraue heben. super!

und ach... die welt ist wunderschön! hinter le puy gings dann richtig rein ins vulkangebiet; hügelig, mit dunkler, roter erde, die alten französischen steinhäuschen dazwischen - wirklich ganz ganz schön. und nun, wo es herbst ist, ist es morgens beim losgehen meist sehr neblig; da ist die welt sehr still, alle geräusche sind gedämpft, es ist kaum was zu sehen... ich mag diese stimmung sehr. wenn ich auch gestern deutlich das gefühl hatte, die grenze in den süden, nach südfrankreich (das geographisch gesehen vermutlich wo ganz anders liegt) überschritten zu haben. es ist sehr viel wärmer hier, gestern in der sonne meinte ich, es sei hochsommer in deutschland (wenn die sonne auch mittlerweile sehr tief steht. solche details krieg ich sehr, sehr deutlich mit, wo ich ja jeden tag draussen bin), die architektur ist anders, dann und wann sind palmen zu sehen - und gestern konnte ich mir den bauch vollstopfen mit frischen feigen, direkt vom baum. hmmmmmm! überhaupt beschenkt mich die natur im moment sehr grosszügig: frische feigen, esskastanien in massen - sehr fein abends, gekocht oder gebraten! - äpfel, walnüsse... es ist bald wie im schlemmerland!
und tiere seh ich hier: feuersalamander, gottesanbeterinnen (die ich seit meiner kindheit bewundere), viele, viele schmetterlinge, milane, schlangen... und eeeesel!!!

eine landschaft, die mich sehr berührt hat, ist das aubrac. ah, wunderland! ich war gar nicht darauf gefasst, so eine zauberwelt hier zu finden; aber diese karge, hügelige hochebene, wo du nur himmel und steine siehst... ah! aubrac! hat mich echt verzaubert... und in dieser unglaublichen landschaft durfte ich dann auch noch in einer mongolischen jurte schlafen. ah, ist das leben schön!

ich lauf immer noch am liebsten alleine, wenn ich auch gelegentliche gesellschaft sehr schätze. aber alleine... da kann ich mich mehr auf den weg einlassen, auf die landschaft, die atmosphäre; kann lachen, singen, weinen oder stehenbleiben, wann immer mir danach ist. da berührt mich die welt einfach viel tiefer.
aber es hat immer wieder menschen auf dem weg, mit denen ich gerne ein paar kilometer teile: vier mädels aus essen, mit denen ich zwei abende lang echt viel spass hatte (viele grüsse übrigens - gut daheim angekommen? ;)), joël aus den pyrenäen, sechs heitere mädels aus augsburg, nahe der heimat, die den weg seit sieben (!) jahren in etappen gehen; gudula aus hamburg, jean aus frankreich... und sonia aus quebec, die mit ihrem pferd unterwegs ist, hat mich auch sehr berührt. ja, es begegnen mir viele besondere menschen, und auch dafür bin ich sehr dankbar.
und hey! ich sagte ja, es ist einiges los auf dem weg. im sommer möcht ich hier echt nicht unterwegs sein!

natürlich gibts auch unangenehme tage - vor 'ner knappen woche hat es ordentlich geschifft, und ich bin - mit schirm - trotzdem tapfere 28 km gelaufen. und hab mich mal wieder verfranst, bin schön brav auf 'nen hügel hoch, über eingewachsene, kleine wege, durch den klatschnassen wald; über stock und glitschigen stein - um nach 'ner stunde festzustellen, dass ich total falsch bin. also den ganzen unbequemen weg wieder retour, wo mir mittlerweile echt das wasser in den schuhen stand. so ists nun mal!
dafür hats dann auch wieder gelegenheiten wie gestern, als im schönen figeac alle gîtes entweder zu hatten oder voll waren, aber ich mit drei anderen mitpilgern eine total putzige alte wohnung mieten konnte, für einen echt ordentlichen preis. super! und dann auch noch 'n tag pause heute - herz, was brauchst du mehr?!

und... der weg lehrt mich viel, und ich finde definitiv, was ich suchte. zum beispiel - nachdem ich nun in vielen verschiedenen betten geschlafen, viele unterschiedliche herbergen kennengelernt habe, jeden tag von ort zu ort tingle - ein eigenes zu hause zu schätzen. aber auch dazu brauchte ich erst einmal abstand, den blick aus der ferne. wie gut!

so... dann versuch ich mal wieder, ein paar fotos hochzuladen und schick wie immer ganz, ganz viele grüsse nach hause und in die welt hinaus. lassts euch gut gehen!

Donnerstag, 4. Oktober 2007

leeeeeee puy!

so, ihr lieben leute... bis le puy en velay hab ichs geschafft! lockere 1100 kilometer hab ich hinter mir, gerade noch 1500 liegen vor mir. tschakka!!
dem aufmerksamen leser ist nun auch nicht entgangen, dass ich eben nicht die route über arles, also südfrankreich gewählt habe, sondern quer durch geh - dafür gibts mehrere gründe: erst mal geh ich davon aus, dass ich kein jakobsjunkie werd und diesen weg nur einmal geh - und dann will ich die ganz klassische, "echte" route. ausserdem wirds eh schon november, bis ich an den pyrenäen bin, das ist schon schnee und winter genug, das muss ich nicht noch nach hinten schieben. und dann... gehts einfach schneller, dass ich wieder heimkomm... ich bin jetzt fünf monate unterwegs, und bis santiago sinds noch zwei bis drei... genug gestreunt! deshalb also le puy und nicht arles.
trotzdem war der moment, als ich an der abzweigung vorbeiging, ein ganz besonderer. da stehst du also an dieser bedeutenden kreuzung und du weisst: da runter, da tragen mich meine füsse nach arles... d'accord!

frankreich ist wunderschön, ich hab das gar nicht erwartet. mittlerweile bin ich in der auvergne gelandet, eine beeindruckende vulkanlandschaft, ganz zauberhaft. (aaaah, diese französische tastatur macht mich wahnsinnig!!)

die letzte zeit bin ich echt durchs niemandsland gewandert - keine läden, keine internetcafés, keine menschen; nur wald, wiese, hunde, baguette, wege, noch mehr hunde (*argh!*), café au lait...

das mit den unterkünften ist in frankreich einfacher; es gibt zwischen genf und le puy die möglichkeit, bei privatleuten unterzukommen. das nennt sich dann "accueil jacquaire", man kriegt ein feines französisches abendessen mit feinem französischem wein, ein gemütliches bett und ein frühstück, und das alles zu einem guten, nämlich selbst bestimmten preis. ausserdem hat es allenthalben gîtes, 'ne art wanderherberge, und auch die sind sehr, sehr günstig. meinen finanzen tut frankreich echt gut!
das laufen macht richtig freude zur zeit; ich komm super vorwärts, lauf jeden tag (ja gut, heut mal nicht - aber hey, in le puy is ne pause pflicht! ;)) 25 bis 30 kilometer, und so ist sogar spanien mittlerweile in greifbare nähe gerückt.
es hat so tage, da weiss ich gar nicht, wo die kilometer hin verschwinden, da hab ich mittags schon 18, 20 km geschafft, und es fühlt sich alles an wie ein langer spaziergang. na, und dann hats natürlich die tage, wo ich um jeden kilometer kämpfen muss, wo jeder schritt und jeder meter anstrengt und nervt. gute und schlechte tage eben, ganz wie im richtigen leben...

nun, frankreich... nach der schweizer grenze gehts erst mal durch savoyen, eine ganz, ganz zauberhafte gegend. sanft, lieblich, hell und licht - und weit! auch die schweiz ist schön, aber durch die vielen berge eben recht eng. wie sehr mir die weite gefehlt hat, hab ich erst festgestellt, als ich sie endlich wieder spüren und sehen durfte...

teilweise ist es mir dann doch ein bisschen einsam geworden: morgens alleine frühstücken, den ganzen tag alleine durch die gegend wandern - ohne eine menschenseele zu treffen; sag mal... wo sind die denn alle? -, abends alleine in der gîte... das ging ein paar tage so, bis ich endlich, endlich einen pilger getroffen hab, urs aus uznach, das ist gar nicht weit von einsiedeln. nach zwei stunden gemeinsamen laufens ist jeder aber wieder seiner wege gegangen - ich bin und bleibe eben doch einzelpilgerin... aber: es hat also doch noch andere menschen auf dem weg! wenn auch die sommerlichen pilgerströme zum glück schon vorbei sind...

die stille auf dem weg, in der natur; das alleinsein; das geniesse ich alles sehr (ich werd noch sonderlich, ich sags euch...) - aber dazwischen hat es dann doch eben ein bisschen heimweh (an der rhône entlang, da gibts viele pappeln, die nun natürlich gerade ihre blätter verlieren... der geruch des laubes, die umgebung, so vieles hat mich an zu hause erinnert, an die pegnitz... das waren ein paar harte momente).

und: die hunde; *waaaaaaah!* freilaufende, unangeleinte, unbeaufsichtigte wachhunde; sagt mal, ihr lieben franzosen... gehts noch?! ich krieg mittlerweile echt schweissausbrüche, wenn ich an nem hof vorbeikomm und das tor offen ist. diese jungs nehmen ihren job echt ernst... und wir reden hier nicht von pudeln!! *tssss*

und etwas unidyllisch ist natürlich auch die jagdsaison, jetzt, im herbst. gerade am wochenende ist anscheinend halb frankreich im wald unterwegs... diese schüsse ständig, blutspuren im wald - na danke. weil ich das ja grad so geil find! *hmpf*

aber: ja - die franzosen sind freundlich. ich bemüh mich ja redlich, die sprache zu lernen, und wenn die menschen langsam und deutlich mit mir sprechen, versteh ich mittlerweile auch einiges (trotzdem komm ich mir dann immer etwas zurückgeblieben vor, wenn sie auf mich einreden wie auf ein krankes pferd... *g*). nur leider verführt mein hinweis, dass ich aus deutschland bin und nur ein klitzekleines bisschen französisch spreche, die menschen nur dazu, sehr freundlich, schnell und wortreich auf mich einzureden. *hihi*

also: ich gewinne frankreich richtig lieb, ich geniesse es, die sprache zu lernen; ich geniesse all den leckeren käse und die wunderschöne umgebung, die alten haeuser und kirchen - und, nachdem ich mittlerweile auch ziemlich weit südlich bin, auch das sonnige und milde wetter. ja, ich kann verstehen, warum menschen immer wieder hierher kommen.

und nachdem ich marlis vorgestern wieder getroffen hab, ist es momentan auch nicht mehr ganz so einsam. wobei ich immer wieder feststelle, dass ich auf dauer fürs zusammen laufen nicht gemacht bin...

so. morgen gehts raus aus le puy; eine wunderschöne, alte stadt - und nach der langen zeit in der pampa kommt mir dieses dorf mit seinen 22.000 einwohnern vor wie eine grossstadt... *hihi*

jetzt hol ich mal noch die antworten auf eure zahlreichen kommentare nach (also bitte auch alles nachlesen, ja?! ich kämpf mir hier nicht umsonst einen ab mit dieser bescheuerten französischen tastatur!!), die mich immer wieder tierisch freuen! - und dann müsst ihr euch bis zum nächsten internetcafé wahrscheinlich wieder a bisserl gedulden. aaaalso: a bientôt!

Dienstag, 25. September 2007

benvenais

huhuu, jaha, es gibbet mich noch!
die franzosen, die netten, wortreichen franzosen (mit einer voellig anders gestalteten tastatur, mqn verzeihe mir eventuelle tippfehler) verfuegen leider ueber noch weniger internetcafés als die schweizer. ich bin hier auch nur online wegen meiner ueberaus freundlichen accueil-jacqueire-beherbergerin, deshalb fasse ich mich kurz:
nach ein paar schoenen tagen in genf (nochmal ein grosses dankeschoen, antoine!) hab ich mich auf den letzten metern in der schweiz natuerlich noch verlaufen. seit der franzoesischen grenze (und die war noch unspektakulaerer als die schweizer - ein schlagbaum, kein zoellner - wie soll man denn da grenzuebertrittsgefuehle entwickeln?!) ist das alles anders; hier ist echt fast an jedem baum und strauch ein muschelsymbol. die franzosen sind, wie schon erwaehnt, sehr freundlich, was auch daran liegen mag, dass ich mein franzoesisches vokabular taeglich erweitere. ja, ich kann jetzt auch schon in ganzen saetzen sprechen! *hihi*
die haelfte der strecke nach le puy hab ich schon, dh. ca. 175 franzoesische kilometer. kurz zur erinnerung: le puy 350 km ab genf, pyrenaeen ca. 1100 km, und dann war da noch spanien. also mal sehen...

so, das solls fuer heut mal gewesen sein, auch wenn ich noch viel mehr erzaehlen koennte. nur noch so viel: es geht mir gut, bisher traegt auch der herbst noch sein sonniges gesicht, und es fuehlt sich richtig gut an; strecke zu machen, naemlich jeden tag mindestens 25 km.

das naechste mal gibts hoffentlich mehr von mir - bis dahin viele viele gruesse und alles liebe!

wozu noch ein blog?

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