leeeeeee puy!
so, ihr lieben leute... bis le puy en velay hab ichs geschafft! lockere 1100 kilometer hab ich hinter mir, gerade noch 1500 liegen vor mir. tschakka!!
dem aufmerksamen leser ist nun auch nicht entgangen, dass ich eben nicht die route über arles, also südfrankreich gewählt habe, sondern quer durch geh - dafür gibts mehrere gründe: erst mal geh ich davon aus, dass ich kein jakobsjunkie werd und diesen weg nur einmal geh - und dann will ich die ganz klassische, "echte" route. ausserdem wirds eh schon november, bis ich an den pyrenäen bin, das ist schon schnee und winter genug, das muss ich nicht noch nach hinten schieben. und dann... gehts einfach schneller, dass ich wieder heimkomm... ich bin jetzt fünf monate unterwegs, und bis santiago sinds noch zwei bis drei... genug gestreunt! deshalb also le puy und nicht arles.
trotzdem war der moment, als ich an der abzweigung vorbeiging, ein ganz besonderer. da stehst du also an dieser bedeutenden kreuzung und du weisst: da runter, da tragen mich meine füsse nach arles... d'accord!
frankreich ist wunderschön, ich hab das gar nicht erwartet. mittlerweile bin ich in der auvergne gelandet, eine beeindruckende vulkanlandschaft, ganz zauberhaft. (aaaah, diese französische tastatur macht mich wahnsinnig!!)
die letzte zeit bin ich echt durchs niemandsland gewandert - keine läden, keine internetcafés, keine menschen; nur wald, wiese, hunde, baguette, wege, noch mehr hunde (*argh!*), café au lait...
das mit den unterkünften ist in frankreich einfacher; es gibt zwischen genf und le puy die möglichkeit, bei privatleuten unterzukommen. das nennt sich dann "accueil jacquaire", man kriegt ein feines französisches abendessen mit feinem französischem wein, ein gemütliches bett und ein frühstück, und das alles zu einem guten, nämlich selbst bestimmten preis. ausserdem hat es allenthalben gîtes, 'ne art wanderherberge, und auch die sind sehr, sehr günstig. meinen finanzen tut frankreich echt gut!
das laufen macht richtig freude zur zeit; ich komm super vorwärts, lauf jeden tag (ja gut, heut mal nicht - aber hey, in le puy is ne pause pflicht! ;)) 25 bis 30 kilometer, und so ist sogar spanien mittlerweile in greifbare nähe gerückt.
es hat so tage, da weiss ich gar nicht, wo die kilometer hin verschwinden, da hab ich mittags schon 18, 20 km geschafft, und es fühlt sich alles an wie ein langer spaziergang. na, und dann hats natürlich die tage, wo ich um jeden kilometer kämpfen muss, wo jeder schritt und jeder meter anstrengt und nervt. gute und schlechte tage eben, ganz wie im richtigen leben...
nun, frankreich... nach der schweizer grenze gehts erst mal durch savoyen, eine ganz, ganz zauberhafte gegend. sanft, lieblich, hell und licht - und weit! auch die schweiz ist schön, aber durch die vielen berge eben recht eng. wie sehr mir die weite gefehlt hat, hab ich erst festgestellt, als ich sie endlich wieder spüren und sehen durfte...
teilweise ist es mir dann doch ein bisschen einsam geworden: morgens alleine frühstücken, den ganzen tag alleine durch die gegend wandern - ohne eine menschenseele zu treffen; sag mal... wo sind die denn alle? -, abends alleine in der gîte... das ging ein paar tage so, bis ich endlich, endlich einen pilger getroffen hab, urs aus uznach, das ist gar nicht weit von einsiedeln. nach zwei stunden gemeinsamen laufens ist jeder aber wieder seiner wege gegangen - ich bin und bleibe eben doch einzelpilgerin... aber: es hat also doch noch andere menschen auf dem weg! wenn auch die sommerlichen pilgerströme zum glück schon vorbei sind...
die stille auf dem weg, in der natur; das alleinsein; das geniesse ich alles sehr (ich werd noch sonderlich, ich sags euch...) - aber dazwischen hat es dann doch eben ein bisschen heimweh (an der rhône entlang, da gibts viele pappeln, die nun natürlich gerade ihre blätter verlieren... der geruch des laubes, die umgebung, so vieles hat mich an zu hause erinnert, an die pegnitz... das waren ein paar harte momente).
und: die hunde; *waaaaaaah!* freilaufende, unangeleinte, unbeaufsichtigte wachhunde; sagt mal, ihr lieben franzosen... gehts noch?! ich krieg mittlerweile echt schweissausbrüche, wenn ich an nem hof vorbeikomm und das tor offen ist. diese jungs nehmen ihren job echt ernst... und wir reden hier nicht von pudeln!! *tssss*
und etwas unidyllisch ist natürlich auch die jagdsaison, jetzt, im herbst. gerade am wochenende ist anscheinend halb frankreich im wald unterwegs... diese schüsse ständig, blutspuren im wald - na danke. weil ich das ja grad so geil find! *hmpf*
aber: ja - die franzosen sind freundlich. ich bemüh mich ja redlich, die sprache zu lernen, und wenn die menschen langsam und deutlich mit mir sprechen, versteh ich mittlerweile auch einiges (trotzdem komm ich mir dann immer etwas zurückgeblieben vor, wenn sie auf mich einreden wie auf ein krankes pferd... *g*). nur leider verführt mein hinweis, dass ich aus deutschland bin und nur ein klitzekleines bisschen französisch spreche, die menschen nur dazu, sehr freundlich, schnell und wortreich auf mich einzureden. *hihi*
also: ich gewinne frankreich richtig lieb, ich geniesse es, die sprache zu lernen; ich geniesse all den leckeren käse und die wunderschöne umgebung, die alten haeuser und kirchen - und, nachdem ich mittlerweile auch ziemlich weit südlich bin, auch das sonnige und milde wetter. ja, ich kann verstehen, warum menschen immer wieder hierher kommen.
und nachdem ich marlis vorgestern wieder getroffen hab, ist es momentan auch nicht mehr ganz so einsam. wobei ich immer wieder feststelle, dass ich auf dauer fürs zusammen laufen nicht gemacht bin...
so. morgen gehts raus aus le puy; eine wunderschöne, alte stadt - und nach der langen zeit in der pampa kommt mir dieses dorf mit seinen 22.000 einwohnern vor wie eine grossstadt... *hihi*
jetzt hol ich mal noch die antworten auf eure zahlreichen kommentare nach (also bitte auch alles nachlesen, ja?! ich kämpf mir hier nicht umsonst einen ab mit dieser bescheuerten französischen tastatur!!), die mich immer wieder tierisch freuen! - und dann müsst ihr euch bis zum nächsten internetcafé wahrscheinlich wieder a bisserl gedulden. aaaalso: a bientôt!
dem aufmerksamen leser ist nun auch nicht entgangen, dass ich eben nicht die route über arles, also südfrankreich gewählt habe, sondern quer durch geh - dafür gibts mehrere gründe: erst mal geh ich davon aus, dass ich kein jakobsjunkie werd und diesen weg nur einmal geh - und dann will ich die ganz klassische, "echte" route. ausserdem wirds eh schon november, bis ich an den pyrenäen bin, das ist schon schnee und winter genug, das muss ich nicht noch nach hinten schieben. und dann... gehts einfach schneller, dass ich wieder heimkomm... ich bin jetzt fünf monate unterwegs, und bis santiago sinds noch zwei bis drei... genug gestreunt! deshalb also le puy und nicht arles.
trotzdem war der moment, als ich an der abzweigung vorbeiging, ein ganz besonderer. da stehst du also an dieser bedeutenden kreuzung und du weisst: da runter, da tragen mich meine füsse nach arles... d'accord!
frankreich ist wunderschön, ich hab das gar nicht erwartet. mittlerweile bin ich in der auvergne gelandet, eine beeindruckende vulkanlandschaft, ganz zauberhaft. (aaaah, diese französische tastatur macht mich wahnsinnig!!)
die letzte zeit bin ich echt durchs niemandsland gewandert - keine läden, keine internetcafés, keine menschen; nur wald, wiese, hunde, baguette, wege, noch mehr hunde (*argh!*), café au lait...
das mit den unterkünften ist in frankreich einfacher; es gibt zwischen genf und le puy die möglichkeit, bei privatleuten unterzukommen. das nennt sich dann "accueil jacquaire", man kriegt ein feines französisches abendessen mit feinem französischem wein, ein gemütliches bett und ein frühstück, und das alles zu einem guten, nämlich selbst bestimmten preis. ausserdem hat es allenthalben gîtes, 'ne art wanderherberge, und auch die sind sehr, sehr günstig. meinen finanzen tut frankreich echt gut!
das laufen macht richtig freude zur zeit; ich komm super vorwärts, lauf jeden tag (ja gut, heut mal nicht - aber hey, in le puy is ne pause pflicht! ;)) 25 bis 30 kilometer, und so ist sogar spanien mittlerweile in greifbare nähe gerückt.
es hat so tage, da weiss ich gar nicht, wo die kilometer hin verschwinden, da hab ich mittags schon 18, 20 km geschafft, und es fühlt sich alles an wie ein langer spaziergang. na, und dann hats natürlich die tage, wo ich um jeden kilometer kämpfen muss, wo jeder schritt und jeder meter anstrengt und nervt. gute und schlechte tage eben, ganz wie im richtigen leben...
nun, frankreich... nach der schweizer grenze gehts erst mal durch savoyen, eine ganz, ganz zauberhafte gegend. sanft, lieblich, hell und licht - und weit! auch die schweiz ist schön, aber durch die vielen berge eben recht eng. wie sehr mir die weite gefehlt hat, hab ich erst festgestellt, als ich sie endlich wieder spüren und sehen durfte...
teilweise ist es mir dann doch ein bisschen einsam geworden: morgens alleine frühstücken, den ganzen tag alleine durch die gegend wandern - ohne eine menschenseele zu treffen; sag mal... wo sind die denn alle? -, abends alleine in der gîte... das ging ein paar tage so, bis ich endlich, endlich einen pilger getroffen hab, urs aus uznach, das ist gar nicht weit von einsiedeln. nach zwei stunden gemeinsamen laufens ist jeder aber wieder seiner wege gegangen - ich bin und bleibe eben doch einzelpilgerin... aber: es hat also doch noch andere menschen auf dem weg! wenn auch die sommerlichen pilgerströme zum glück schon vorbei sind...
die stille auf dem weg, in der natur; das alleinsein; das geniesse ich alles sehr (ich werd noch sonderlich, ich sags euch...) - aber dazwischen hat es dann doch eben ein bisschen heimweh (an der rhône entlang, da gibts viele pappeln, die nun natürlich gerade ihre blätter verlieren... der geruch des laubes, die umgebung, so vieles hat mich an zu hause erinnert, an die pegnitz... das waren ein paar harte momente).
und: die hunde; *waaaaaaah!* freilaufende, unangeleinte, unbeaufsichtigte wachhunde; sagt mal, ihr lieben franzosen... gehts noch?! ich krieg mittlerweile echt schweissausbrüche, wenn ich an nem hof vorbeikomm und das tor offen ist. diese jungs nehmen ihren job echt ernst... und wir reden hier nicht von pudeln!! *tssss*
und etwas unidyllisch ist natürlich auch die jagdsaison, jetzt, im herbst. gerade am wochenende ist anscheinend halb frankreich im wald unterwegs... diese schüsse ständig, blutspuren im wald - na danke. weil ich das ja grad so geil find! *hmpf*
aber: ja - die franzosen sind freundlich. ich bemüh mich ja redlich, die sprache zu lernen, und wenn die menschen langsam und deutlich mit mir sprechen, versteh ich mittlerweile auch einiges (trotzdem komm ich mir dann immer etwas zurückgeblieben vor, wenn sie auf mich einreden wie auf ein krankes pferd... *g*). nur leider verführt mein hinweis, dass ich aus deutschland bin und nur ein klitzekleines bisschen französisch spreche, die menschen nur dazu, sehr freundlich, schnell und wortreich auf mich einzureden. *hihi*
also: ich gewinne frankreich richtig lieb, ich geniesse es, die sprache zu lernen; ich geniesse all den leckeren käse und die wunderschöne umgebung, die alten haeuser und kirchen - und, nachdem ich mittlerweile auch ziemlich weit südlich bin, auch das sonnige und milde wetter. ja, ich kann verstehen, warum menschen immer wieder hierher kommen.
und nachdem ich marlis vorgestern wieder getroffen hab, ist es momentan auch nicht mehr ganz so einsam. wobei ich immer wieder feststelle, dass ich auf dauer fürs zusammen laufen nicht gemacht bin...
so. morgen gehts raus aus le puy; eine wunderschöne, alte stadt - und nach der langen zeit in der pampa kommt mir dieses dorf mit seinen 22.000 einwohnern vor wie eine grossstadt... *hihi*
jetzt hol ich mal noch die antworten auf eure zahlreichen kommentare nach (also bitte auch alles nachlesen, ja?! ich kämpf mir hier nicht umsonst einen ab mit dieser bescheuerten französischen tastatur!!), die mich immer wieder tierisch freuen! - und dann müsst ihr euch bis zum nächsten internetcafé wahrscheinlich wieder a bisserl gedulden. aaaalso: a bientôt!
koboldin - 4. Okt, 13:55