Sonntag, 2. Dezember 2007

astorga

und schon liegt leon hinter mir. wie schnell das alles geht! vor allem... hey, ich hab 'nen tag echt 45 km gemacht. glaub ich ja selber nicht! und so rasant will ich ja auch gar nicht vorankommen, grade jetzt auf den letzten metern. aber mit meiner pilgerfamilie, mit simone und yeun hee, hat sich das irgendwie ganz natürlich ergeben. ich wollte wissen, wie viel geht, wie weit ich laufen kann, wo die grenze liegt. und in der meseta, in dieser ebene - die uns echt mit viel sonnenschein und gutem wetter verwöhnt hat; kein wind, kein regen, einfach wundervoll! -, da kann man halt auch laufen, bis die beine sich verweigern.
also, eine sehr interessante erfahrung, wie mein körper reagiert; irgendwann geht alles automatisch, die beine bewegen sich einfach, ohne dass der kopf noch irgendwas tun muss. und erst kurz bevor wir das dorf mit der albergue erreicht haben, nach 42 oder 43 km, war der ofen aus, ging kurzfristig nix mehr, da versagten meine beine einfach kurz mal den dienst.
aber ich war überrascht, wie spät die grenze kam, ich hätte viel früher damit gerechnet. jedenfalls hab ich diese erfahrung jetzt gemacht - und brauch sie nicht mehr. nach wie vor liegt meine bevorzugte distanz um die 24 km, mehr kann, muss aber nicht.

das war ein ganz besonderer tag; wir liefen in den sonnuntergang, in den abend, in die nacht hinein. langsam, dann aber doch irgendwie plötzlich war es dunkel, die sterne leuchteten über uns am mondlosen himmel; sogar die milchstrasse war zu sehen. eine ganz besondere atmosphäre, eine ganz besondere erfahrung. und weils so gut gepasst hat, hab ich sogar gesungen, für mich, für meine beiden begleiter - "der mond ist aufgegangen". ich und singen! vor publikum! heieiei...

jedenfalls... ich bin sehr glücklich, dass ich diesen tag, diesen abend, alles so erleben durfte.

endlich angekommen war dann aber die albergue scheisskalt, weil ohne heizung. *brrrr!* zu unserem grossen glück hat uns der hospitalero allerdings noch 'nen einkauf organisiert; um halb neun uhr abends angekommen hatte natürlich der örtliche tanta-emma-laden (die es in spanien echt noch gibt!) schon zu und in der bar gab es auch nix; für uns ist die krämerin nochmal aus dem bett gekrochen, und schliesslich hat unser italiener die beste pasta gekocht, die ich je gegessen habe. leeeecker! also: trotz der scheisskälte hatten wir mit dem feinen essen und 'ner flasche wein einen wunderbaren restabend. was ein tag!

und vorgestern abend... unbedingt wollte ich in die albergue in hospital de orbigo, weil ich gehört hatte, dass es dort so heimelig und gemütlich sein soll. 34 km, was solls, da bin ich ja mittlerweile anderes gewöhnt. ;))
und tatsächlich: so ein feiner ort, ein zu hause für einen abend. super! also, dachte ich, mach ich da pause, ist mal wieder nötig, für den körper, und auch für die seele. leider, leider war der 30. aber der letzte offene tag, ab dezember ist da erst mal der ofen aus. schade! dafür sind wir, die anwesenden fünf pilger, zur jahresabschlussparty eingeladen worden. holla! eine echte spanische fiesta - und was für eine! natürlich sind wir am nächsten morgen erst spääät aus dem bett gekrochen und haben uns nur langsam nach astorga geschleppt, grade mal 16 km. und hier verbring ich dann auch endlich meinen freien tag.

pilgerfamilien... eigentlich will ich gar keine mehr haben, weil irgendwann immer der zeitpunkt der trennung kommt - weil einer pause macht oder der andere 'ne längere etappen gehen will. und jedesmal hab ich danach den blues, trauere ich ein bisschen, wie auch das letzte mal, als ich axel, michael und hubert "verloren" hab. und trotzdem... wenn ich zwei, drei tage mit einem menschen laufe - und auf dem weg kommst du dir verdammt schnell verdammt nah -; wenn die menschen sich öffnen und ich so viel gutes, tiefes, feines entdecke; wenn sich da seelen berühren... dann kann ich nur noch staunen und dankbar die berührung erleben. trennungsschmerz hin oder her.

mit all diesen besonderen und wundervollen momenten, tagen, wochen und monaten... ich frag mich, wie ich jemals wieder in ein "normales" leben zurück kehren soll. im moment weiss ich so überhaupt nicht, wo mich das leben noch hinspült, wie alles weitergeht. sicher ist jedenfalls, dass diese erfahrung, dieser weg, so unglaublich wichtig ist für mich, weil ich soviel lernen, erkennen und erfahren durfte; es ist einfach unbeschreiblich.

nun... ich könnt noch viel mehr erzählen; grade in den letzten tagen hatte ich so viele interessante und tiefgründige gespräche, erkenntnisse und neue fragen. aber ich will euch ja nicht stundenlang vorn rechner zwingen. *hehe*

geniesst jedenfalls euer warmes zuhause, da draussen! wie gesagt ist der winter in spanien eingekehrt, und es vergeht gerade kein tag, an dem ich nicht friere. sei es tagsüber auf dem weg oder abends in der albergue.

ich denk an euch!
sandra

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