el camino
mit dem bus von fisterra. ein tag in santiago. weiter nach san sebastian. weiter nach genf. zwei nächte da. dann heim.
hier bin ich nun, und wieder ist alles, als wär ich nie weggewesen. wie sonderbar!
zur zeit scheint mir ein wenig, als käme ich von 'nem anderen planeten. die zeit auf dem weg verging so anders; das leben war mit anderen dingen gefüllt; ich hatte ruhe, so viel mehr ruhe... dieses bunte treiben, der rummel. ich bin das alles nicht mehr gewöhnt.
und es fühlt sich an, als wär der weg schon jahre her.
habt geduld, meine lieben... ich dank euch so sehr für all eure unterstützung, für euer interesse; und ich freu mich riesig auf euch alle. am liebsten würd ich jeden von euch sofort sehen, was natürlich nicht funktioniert. also seid gnädig!
ein wundervolles weihnachten euch da draußen; ein paar ruhige und besinnliche tage, frieden der welt und uns allen.
koboldin - 24. Dez, 19:04
ich bin am see, am see, am bo-den-see *spring* *hüpf* *tanz* *JUHUUUUU!*
hach, das fühlt sich sooo gut an! und konstanz ist so schön, und überhaupt... *supergutfühl!*
in ravensburg bin ich schließlich in der jugendherberge gelandet, nachdem alles andere viel zu teuer war. am nächsten morgen dann, kurz vorm loslaufen, begegnet mir eine frau, die mir erzählt, dass sie immer wieder pilger aufnimmt... tja, leider zu spät! dafür hab ich den abend später in brochenzell bei einem netten ehepaar genächtigt, das auch immer mal wieder pilger beherbergt - und von mir wollten sie nicht mal was haben. ist das nicht mal wieder wunderbar?!
am nächsten tag, also gestern, hab ich dann die restlichen 20 km bis konstanz angepackt. war ein guter tag, ich hatte tolles wanderwetter - und bin endlich, endlich am see angekommen. nochmal: juhuuuuu!
das fühlt sich riesig an; ich kanns kaum fassen, dass ich hier bin, und noch weniger kann ich ausdrücken, was da in mir passiert. gerade das übersetzen mit dem schiff von meersburg nach konstanz; das war ein einschneidender moment, da war ich richtig überwältigt. das glitzern der sonne auf dem wasser, der wind, der see... und ich mitten drin in der großen weiten welt.
und die wird ja noch weiter. morgen gehts auf in die schweiz, die ich hier vom bodenseeufer natürlich schon ständig bewundern kann. ich bin schon soooo gespannt!
ich hab mir nur mal wieder sagen lassen, wie unsäglich teuer das werden wird... *puh* und es ist ja nicht gerade so, dass das geld an den bäumen wächst. knapp 900 euro hab ich schon verbraucht, und ich hab noch nicht mal ein fünftel der strecke. *schluck*
aber ach: das wird schon. und wenn das bei den eidgenossen zu teuer wird, setz ich mich eben in zug. ;)
ich hoffe, ihr könnt euer wochenende genauso genießen wie ich! alles liebe in die ferne -
sandra
koboldin - 17. Jun, 10:09
so, die letzten tage in deutschland sind gezählt... *schluck* sind nur noch drei etappen bis zur grenze. ich bin ja mal gespannt!
die letzten tage waren super. vorgestern war zwar hart, knochenhart - aber das macht das reisen nunmal aus. von biberach aufgebrochen sollte es ja nach steinhausen gehen. also. sollte. auf dem friedhof von muttensweiler, etwa 2 km vorher, bin ich mit einer einheimischen ins gespräch gekommen, über den weg, den friedhof, das leben... schließlich lädt sich mich ein: wenn mir ein sofa genügt... ich könne mit der familie zu abend essen... und da übernachten. *baff* klar hab ich angenommen! und es war ein wirklich schöner abend, ich hab mich sehr wohl gefühlt. ich verliere langsam meine fränkische distanziertheit, das macht einiges einfacher, und mich machts lockerer. ;))
im "normalen" leben hätte ich mit erika und ihrem mann nix gemein; die beiden sind landwirte, und zwar keine biobauern... sie halten mehrere bullen (im stall, auf spaltenböden...), spritzen ihr getreide und können diesem bioboom so gar nix abgewinnen... *seufz* also, da musste ich mir schon auf die zunge beissen, aber ich hab eben auch gemerkt, dass nicht nur diese dinge einen menschen ausmachen. denn auf einer ganz anderen ebene hab ich mich sehr, sehr gut mit den beiden verstanden. wenn man menschen in schubladen stecken kann (nein, kann man nicht), dann würd ich sagen: die beiden sind eben menschenfreunde, so wie andere tierfreunde oder naturfreunde sind.
wie auch immer: mit großer dankbarkeit bin ich den tag später von dannen gezogen.
etwa drei kilometer später merke ich, dass ich meinen geldbeutel verloren hab. *waaaaaah!!* soviel kohle war ja nicht mehr drin, aber die ec-karte, der jugendherbergsausweise etc. pp. *scheissescheissescheisse!*
also, was bleibt einem da schon... umkehren natürlich. und zwar im stechschritt! in der kirche irgendwo dazwischen hab ich meinen rucksack deponiert und bin gelaufen, gejoggt, gerannt. hui, mein adrenalinspiegel war eindeutig zu hoch...! jedenfalls: direkt neben dem friedhof, auf dem ich erika getroffen hatte, lag das gute stück. ganz und gar unschuldig. aber da, juhuuuu!
also, dann die drei kilometer wieder zurück, rucksack geschultert und weiter gings. durch das hin und her hab ich nicht nur die strecke verlängert (man bedenke: 4 km strecke heisst eine stunde laufen!), sondern natürlich auch einen teil meines "energievorrates" für den tag verbraucht. denn die eigentlichen 23 km lagen ja erst noch vor mir!
wie gesagt, der tag war so schon ziemlich hart, bis ich dann 'ne halbe stunde vor bad waldsee voll ins wetter gekommen bin. ein bisschen regen macht mir nix, das kann ich mittlerweile echt ab. aber da hat das runtergeduscht, meine güte! ich war nass bis auf die knochen. in meinen schuhen stand das wasser, die hose war völlig durchnässt, und an die sachen im rucksack wollte ich noch gar nicht denken... und es gab einfach keine unterstellmöglichkeit! also, immer weiter, mitten durch den regenguß hinein nach bad waldsee. aber meine gute laune hab ich mir durch das wetter nicht verhageln lassen. wozu auch?! ;)
bad waldsee ist ein putziges kleines städtchen, auch mit einer wunderschön hergerichteten mittelalterlichen altstadt. auf der suche nach einer geeigneten (und bezahlbaren!) unterkunft hab ich mir da schon einiges angucken können... *g* die meisten gasthöfe sahen schon von außen viel zu teuer aus. im kurviertel (das heisst nicht umsonst bad) hat's mir dann gereicht, ich dachte, ich frag einfach mal... 40 euro die nacht. *puh!* keine chance, meine obergrenze liegt bei 25 euro, und das ist eigentlich schon zuviel für meinen geldbeutel. also 40, auf gar keinen fall! ich bedank mich also und will weiter, meint diese herzensgute frau nicht: neinnein, bleiben sie mal, sie können das zimmer auch günstiger haben... 30 euro, ist das okay? und wieder: *baff* sie hat mir das zimmer schließlich für 28 euro gegebeben, obwohl der reguläre preis laut zimmeraushang bei 53 lag. was sind die menschen gut!
und gestern gings dann, ein bisschen abseits des weges, nach baindt, denn da wusste ich ein kloster als pilgerherberge. das war auch mal 'ne erfahrung... ich hab gestern am abendgebet (komplet) und heute am morgengebet (laudes) teilgenommen und hatte gestern und auch heute sehr interessante gespräche mit den schwestern. um munkeleien vorzubeugen: nein, ich werde nicht fromm und nein, ich werd nicht ins kloster gehen! ;) aber ich hatte einen aufschlussreichen einblick in das klösterliche leben, und das hat mich schon lang mal interessiert.
und nu hab ich eben kurz in weingarten pausiert um jetzt noch die restlichen 6 km bis ravensburg zu laufen. man kann gespannt sein, wo ich heute übernachten darf!
koboldin - 14. Jun, 10:48
... so ein kaff! mit einer wunderschönen altstadt, zugegeben. trotzdem... irgendwas passt mir hier nicht. und was tu ich dann noch hier?
aaalso, für die etappe heute kann ich zwischen 12 km nach steinhausen und was über 30 km nach bald waldsee wählen. und, ehrlich... 30 kilometer? nääää. und zum gasthof kann ich - das ist schon abgeklärt - heute wegen dem ruhetag erst ab 18 uhr anreisen. also zeit genug, um sie hier im internetcafé (das am wochenende zu hatte!) zu vertrödeln.
ulm, das sagte ich schon, war wunderschön; ich mag diese stadt einfach total gern. und beim einkaufen am morgen der weiterreise wieder freundlichkeit und großzügigkeit: die verkäuferin im reformhaus hat mir doch tatsächlich ein halbes vollkornbrot geschenk!?! und so sollte es denn auch an dem tag weitergehen: meine mittagspause in erbach verbrachte ich in der evangelischen kirche, wo ich auf die kirchengemeinderätin traf. sie hat mir nicht nur eine flasche wasser, sondern auch noch 'nen becher eis spendiert. sprachlos bin ich immer ob solcher großzügigkeiten. und: ich lerne, auch mal anzunehmen...
von ulm aus gings nach oberdischingen, 21 km fast nur auf asphalt, da merkt man die füße... zur belohnung kam ich in die erste echte pilgerherberge, für 28 euro gab's abendessen, übernachtung und frühstück. ein guter ort! und die menschen da sind sehr nett und eben gerade auf die bedürfnisse von pilgern eingestellt. mir hat's total gut gefallen, auch wenn ich an diesem tag die einzige pilgerin war. schade!
für die 23 km am nächsten tag hab ich dann 'ne stunde weniger gebraucht als für die kürzere strecke am tag vorher. *höhö* das training macht sich doch bemerkbar! ... das kam aber natürlich auch davon, dass mal wieder keine gaststätte auf'm weg offen hatte (trotz wochenende!) und ich gerade mal 20 minuten pause machte - auf der terrasse einer ganz reizenden älteren dame, die mich zu wasser und butterbrezel einlud, weil sie mitgekriegt hatte, dass ich glücklos vor dem gasthof rumstand.
ich hatte zwar erst mal bedenken weiterzugehen, weil sich am himmel schon gewitterwolken zusammenbrauten, bin dann aber - *mutigmutig* ;))) - weiter nach äpfingen. das gewitter kam nicht - wie ich überhaupt ganz erstaunt bin, dass ich trotz der ganzen unwetterwarnungen für dieses gebiet keinen einzigen regentropfen abgekriegt hab! merci, auch dafür...
über die unterkunft in äpfingen hätt ich mich dämlich freuen können! erstens mal wusste ich ja schon, dass für den nächsten tag nur 10 kilometer nach biberach anstanden; also: ausschlafen! das zimmer hatte rollos (klingt komisch, is aber so: ich kann bei helligkeit nicht schlafen) und 'nen fernseher... und die spääätzle da ham auch lecker geschmeckt! ;)
naja, und biberach nun... ich bin in noch keiner stadt bisher so rumgeirrt, auf der suche nach 'nem internetcafé oder der jugendherberge. von wegen, nur franzosen weisen dich in die falsche richtung, wenn sie den weg nicht kennen (*winkewinke* mik ;))! die hier in biberach können das auch... *pfff* naja, zu guter letzt hab ich ja doch alles gefunden - und gestern im kino sogar noch fluch der karibik angeguckt. wenn ich auch nur die hälfte verstanden hab, weil ich den zweiten teil bisher nicht gesehen hab, und der film gestern auf englisch lief. wurscht, denn zweieinhalb stunden captain jack sparrow sorgen so schon für ausreichenden spaßfaktor!
so, dann mach ich mich langsam mal auf den weiterweg; die schweiz ist übrigens gerade mal noch 'ne woche oder so weg. mal sehen, wie das da mit den finanzen weitergeht; ist ja hier in deutschland schon nicht ohne...
ich drück euch!
sandra
koboldin - 11. Jun, 10:30
so, jetzt hab ich aber echt bald die goldene jakobsverdienstmuschel verdient. vom trasenberg nach ulm in zwei tagen, tschakka!
aber mal der reihe nach:
am dienstag bin ich vom trasenberg aufgebrochen. tränenreich, versteht sich. ich hatte eine sehr, sehr gute zeit dort, mit den menschen, mit der arbeit, mit dem ganzen drum und dran (und mit den kleinen entchen, die drei tage vor meinem abschied noch geschlüpft sind. deshalb war agathe auch so giftig! *hihi*). und wieder bin ich so dankbar, dass ich erleben darf, was ich erlebe, dass ich all dies sehen, spüren, tun darf; dankbar für die begegnungen, die menschen, die momente und erlebnisse.
vom trasenberg also aufgebrochen, dachte ich an eine etappe von etwa 20 kilometern; genug für den ersten tag. aber es kommt ja immer alles anders, nicht?
kurz vor ettlenschieß, so nach 18 km, hab ich den ersten pilger getroffen, das war ein besonderer moment für mich. ich bin also nicht allein auf dem weg!
bernd, 68, aus ellwangen, ist den weg schon einmal bis santiago gegangen, braucht aber jedes jahr seine "dosis" jakobsweg, heuer von daheim nach genf - oder eben soweit, wie er in sechs wochen kommt.
hab mich also tierisch gefreut, und zusammen sind wir weiter gegangen. in ettlenschieß hatte das einzige gasthaus ruhetag (mal wieder... ne, suserl? ;), also nix mit übernachten. auf zum nächsten etappenziel, urspring bzw. lonsee. nach urspring (wo die lone entspringt) sind wir gar nicht runter, sondern gleich weiter nach lonsee. das waren dann knackige 27 kilometer...
dort hatte das große gasthaus was? - natürlich ruhetag! zum glück hatte die zweite, kleinere pension am ort noch auf - aber nur noch ein einziges doppelzimmer frei... nach ein bisschen hin und her haben bernd und ich uns entschieden, das zimmer gemeinsam zu nehmen.
ehrlich: unter normalen umständen hätte ich das nie gemacht! mit 'nem wildfremdem ein zimmer teilen?! aber als pilger... da ist einfach alles anders.
wir hatten noch ein nettes abendessen in der einzigen kneipe, die an dem abend auf hatte: nämlich im örtlichen keglerheim. *kicher* aber die spaghetti, die waren lecker!
für den nächsten tag, also gestern, dachte ich auch so an 20 km, je nachdem, wie fit die füße sind. aber ich sag euch, die landgasthöfe... in temmenhausen war ruhetag bzw. mittagspause. wir haben nicht mal was zu essen gekriegt! ich hatte glücklicherweise noch 'nen müsliriegel und 'nen apfel mit. nach temmenhausen kam laaange nix. der weg geht ein stück an der autobahn entlang - nicht wirklich idyllisch, dafür wurden wir durch begeisterte auto- und brummi-fahrer entschädigt, die uns immer wieder stürmisch zuwinkten.
im nächsten ort, kurz vor ulm, gab es natürlich auch keine übernachtungsmöglichkeit. das waren schon um die 24 km, und der eselsberg vor ulm, auf dem die uni thront, wollte noch bestiegen werden... es hilft ja nix, das ist mein häufigster gedanke - denn die einzige alternative ist: im straßengraben übernachten. also weiter, auf nach ulm - und nach dem letzten berg, guten 28 kilometern und einer verführerischen bushaltestelle konnten wir beide einfach nicht mehr. wobei ich sagen muss, dass bernd mit seinen 68 jahren mich des öfteren locker abhängen hätte können. soviel zum thema fitness...
jedenfalls wir haben uns vom vorort dann mit dem bus zur pension bringen lassen; es ging halt nix mehr. nach 54 kilometern an zwei tagen war ich an meine grenzen gestoßen.
für mich war klar, dass ich ulm, die schöne stadt an der donau, genießen und nicht im schnelldurchgang alles abhaken und weiterhetzen will. also gibts heute schon wieder eine pause - die allerdings auch nicht faul verbracht wird: heut morgen hab ich schon die 768 stufen des münsters erstiegen.
von da oben hat man nicht nur eine atemberaubende aussicht (es ist ja immerhin der höchste kirchturm der welt mit mal eben 161 metern); wenn die dinge so klein sind, wenn alles so fern und so weit ist - dann rückt alles auf eine ganz eigene art ganz nah. da wird mir bewusst, wie groß die welt ist - und wie klein und unbedeutend der mensch. der mensch, der dann doch so einschneidend und gewaltig in die welt und ihre abläufe eingreift. unvorstellbar, irgendwie...
wieder ein moment der berührung, in luftigster höhe. und wieder ein moment der dankbarkeit, dass ich zur zeit jeden tag solche augenblicke erleben darf.
seit heut morgen bin ich wieder alleine unterwegs, meinen mitpilger hat es weitergezogen. und das ist auch gut so: nach der ordentlichen portion gemeinschaft und mensch am trasenberg bin ich ganz froh, mal wieder nur für mich zu sein.
ulm ist jetzt auch die ungefähre mittelmarke des deutschen weges. zehn bis vierzehn tage dürfte ich brauchen wenn ich zügig durchlaufe; und da nun auf dem weg (bisher) keine stadt und kein hof mehr zum verweilen einlädt, nehm ich an, dass ich mitte/ende juni in der schweiz sein dürfte. aber das sind nur gedankenspielerein - denn was auf dem weg dann tatsächlich passiert, das kann keiner sagen...
alles liebe nach zu hause und an alle, die da draußen mitlesen!
sandra
ps: und morgen, oli, gehts weiter! *kicher*
koboldin - 7. Jun, 12:53
... und ich hab gemogelt, beschissen und getrickst! *g* von fleinheim aus bin ich nämlich nach heidenheim mit dem bus gefahren. ja, mit dem bus! *schäm*
nein, sache ist die: gestern bin ich tapfer von nördlingen nach neresheim gelaufen, 25 lange kilometer. den hügel hoch, den hügel runter, über stock und über stein. der weg ging kaum durch ortschaften - genauer gesagt nur durch eine einzige, christgarten, in der ich mein mittagessen mit einem ganz reizenden älteren ehepaar hatte (die mich mit dem auto ein stück mitnehmen wollten, was ich aber dankend abgelehnt habe...). jedenfalls ging der ganze restliche weg, 15 kilometer (und das sind mehr als vier stunden zu fuß!), nur über die weite flur. keinen menschen hab ich gesehen, den ganzen nachmittag über. ja, da ist man nicht nur alleine, da fühlt man sich auch so... dazu ging der wind, es hat genieselt - ich hab mich gefühlt wie am ende der welt. und das ganz allein. aber es klärt den kopf, das kann ich euch sagen...! jedenfalls dann, wenn ich meine angst loskrieg. wie gesagt, gibt es "nur" zwei dinge, vor denen ich schiss hab: wildschweine und gewitter.
und gestern ging der weg genau durch ein wildgehege. mit ausgesprochen vielen wildschweinen, wie man mir versichert hat... *schluck* aber: ich hab keine getroffen. zum glück!
jedenfalls war ich gestern abend ziemlich stolz (*stink*), und wie ich das heut mit heidenheim mache, das war mir bis zum schluß nicht klar. 'ne wanderkarte hab ich ja nicht, also hätt ich den ganzen weg neben der landstraße herlaufen müssen. und ich sag euch, das ist erst demotivierend, weil einem durch die vorbeibrausenden autos ständig bewusst gemacht wird, wie langsam man eigentlich ist.
naja, und neben der mittags-gastwirtschaft war da eine verlockende bushaltestelle... der bus fährt da nur dreimal am tag... und "dummerweise" kurz nach mittag zum letzten mal... tja, da waren die würfel gefallen!
mit meiner wwoof-familie hab ich vorhin telefoniert; auf dem hof werd ich irgendwann morgen vormittag eintreffen. ob ich da nun noch hinlaufe oder auch den bus nehme, das weiss ich noch nicht.
aber ich freu mich schon total auf diese erfahrung; endlich mit tieren zu tun zu haben, ein paar dinge lernen - und auch ein bisschen die müden beine hochlegen und mal nicht weiterlaufen...
und zu euren kommentaren will ich noch sagen: wow! so viele reaktionen auf jeden eintrag hier... danke!
grüße in die heimat,
sandra
koboldin - 16. Mai, 15:35
gestern wollte ich ja eigentlich von oettingen durchstarten bis nördlingen. dann war das den ganzen tag so heiss, die sonne hat runtergebrannt (das ries ist baumlos!) - richtig farbe hab ich gekriegt. und dann kam wallerstein. echt, ehrlich, ich wollte gar nicht anhalten; aber dann war da dieses schild "zimmer mit dusche und wc", und da dacht ich, ich frag mal... die wirtin war sooo nett, der preis super und die füße im a***, also bin ich geblieben.
so, und dann hatte ich vor, durch nördlingen einfach durchzulaufen, maximal ein teechen hier zu trinken... aber die stadt ist einfach wun-der-schön, ich bin total verzaubert! und dann das schild der pension, gleich neben dem "daniel", dem hiesigen kirchturm... was soll ich sagen?! also: hängengeblieben, nach nicht mal 8 kilometern. *hmpf*
andererseits: was treibt mich denn? und so ein schönes städtchen, echt, das müsst ihr euch angucken! die altstadt ist im krieg fast vollständig erhalten geblieben, überall stehen hier fachwerkhäuschen. einfach wunderschön!
vorhin bin ich auf den daniel hoch, der aussicht wegen. und oben tut noch immer der türmer seinen dienst - meistenteils recht langweilig, meint er, unter der woche sei nix los. er ruft jeden abend zwischen 22 und 0 uhr den kontrollruf aus: "so, g`sell, so" - wie seit jahrhunderten schon.
und weil ich die einzige da oben war (montag vormittag halt), hat er mich doch prompt zum kaffee eingeladen, und wir haben uns in 70 m luftiger höhe prächtig unterhalten. das sind die begegnungen und momente, die diese reise so unvergleichlich, so unvergesslich und besonders machen. all` diese kleinen und großen geschichte, die die menschen zu erzählen haben, und die man im alltag so überhaupt nicht erfährt.
der tag heute ist super, und gestern, der war auch gut. hab 20 kilometer geschafft, trotz der hitze und der sonne - und das wandern alleine, das hat noch eine ganze andere qualität. susu, ich vermiss dich schon! und euch, alle andern auch... und doch: man versinkt beim laufen, irgendwann kommt man in trance, man ist ganz und gar im augenblick, im jetzt... die gedanken ziehen vorbei wie die wolken am himmel... noch ein schritt, und noch einer... die schmerzen merkt man nicht mehr, das außen ist vergessen. unbeschreiblich ist das...
ja, heute ist ein guter tag! es gab auch schon andere; am samstag abend, als susu dann weg war, war mir schon sehr einsam zumute; ich hab euch alle fürchterlich vermisst und mich wieder und wieder gefragt, wie ich überhaupt auf diese bescheuerte idee habe kommen können. aber heute - heute ist der himmel besonders blau und nördlingen besonders schön!
ich drück euch feste,
sandra
ps: und übrigens riesen dank für all eure einträge! ich freu mich über jeden einzelnen, und wenns nur ein hallo ist. das ist das salz in meiner suppe und mein rettungsanker für daheim - für das zuhause, das immer noch nürnberg ist, und auch immer bleiben wird...
koboldin - 14. Mai, 14:18
... und die ersten 100 kilometer geschafft! die füße tun weh, die knie schmerzen, aber das tut der motivation keinen abbruch. morgen ist ruhetag angesagt; susu fährt nach hause (jetzt schon... *heul!*), obwohl wir noch gar nicht wissen, wie überhaupt! völlig überraschend haben wir gerade nach dem abendessen erfahren, dass oettingen gar keinen bahnhof hat. so was?!
die letzten tage haben wir trocken überstanden, die landschaft ist wunderschön, und die freundlichkeit und offenheit der leute berührt uns jeden tag aufs neue. so viele verschiedene geschichten... und überall werden wir mit ganz viel herzlichkeit, interesse und wärme empfangen. das tut einfach gut!
ich hoffe, euch daheim geht's auch gut, ihr habt eine tolle zeit und viel spaß am bevorstehenden wochenende.
ich vermiss euch!
sandra
koboldin - 11. Mai, 20:58
*bääh* wir sind nass! bei so einem pieselwetter macht das laufen keinen spaß. deswegen hatte der weg heute auch schon nach nicht mal 10 kilometern ein ende. außerdem war gestern ziemlich hart. bis zum nachmittag hat das noch spaß gemacht, und die ersten kilometer im regen auch. bis wir eine unterkunft gesucht und erst mal keine gekriegt haben. total durchnässt mussten wir weiter. zwar nur zwei kilometer, aber so 'ne halbe stunde im dauerregen macht nicht wirklich spaß. in gräfensteinberg haben wir dann endlich eine ferienwohnung gefunden für gerade mal 30 euro die nacht - der preis hat uns dann schon entschädigt. bis wir versucht haben, in diesem kaff was zu essen zu kriegen. zwei der drei gaststätten hatten ruhetag, und der wirt der letzten kneipe musste "mal eben" nach gunzenhausen und hat auch dicht gemacht. *pah!* nass, hungrig und fußmüde... aber solche tage gibt's halt auch.
heute morgen sind wir dann eben nur 'ne kürzere strecke gelaufen; morgen soll's ja wieder sonniger und wärmer werden, da schaffen wir's hoffentlich bis heidenheim.
die reaktionen der menschen lassen zwischen den ganzen regenwolken aber trotzdem mal die sonne durchkommen. sogar die maulfaulen fränkischen bauern schenken uns ihr zahnloses lächeln, wenn wir von unserem vorhaben erzählen. das wärmt!
koboldin - 9. Mai, 17:26
so, schon zwei tage unterwegs. und es geht mir gut, leute! die abschiedsschmerzen (jaaa, nevym, der spruch passt scho!) lassen langsam nach. das war nicht gerade leicht; freitag, samstag und sonntag waren echt schmerzhaft.
erst mal eure kette - danke! -, die mir boris am freitag gegeben hat. wow, da hats mich echt von den socken gehauen. hat mich total ge-rührt und be-rührt, ganz tief innen drinnen. so hab ich euch immer dabei... (*wehmut*)
der abschied von nils und naya war hart. böse hart. hat mit am meisten geschmerzt. so wie die verabschiedung von der familie am samstag. dad... *drück* ich bin ja nicht aus der welt...
total gefreut hat mich, wer da am sonntag früh alles aufgetaucht und mitgegangen ist (nochmal ein extra bussi für hobbit, kamen & finn, timo, reimer, birte mit kids, susu, mik & nadja). das hat zwar wieder zu tränen geführt (ich werd noch zur heulsuse ;), aber da waren auch viele freudentränen bei. naja, bis der abschied von brüderchen frank und katrin kam. maaaann, gebt mir mehr taschentücher!
dass mik und nadja die ganze erste etappe nach schwabach mitgelaufen sind, hat mich total gefreut und hat auch riesigen spaß gemacht (mik, wie gehts den blasen? ;). und das abendessen, zu dem die liebste adel noch aufgetaucht ist, endete wieder - na? genau - in tränen...
nach dem ersten schock über die preise der schwabacher pensionen - 70 € fürs doppelzimmer??! - hatten wir das riesige glück, in der "arche", dem gemeindezentrum in schwabach unterzukommen. für umsonst. das klappbett und die gartenliege hatten zwar auch schon bessere zeiten gesehen, machten uns aber nach den erschöpfenden ersten 20 kilometern überglücklich. als dann gegen halb zehn auch die kegelbahn nebenan feierabend hatte, konnten wir endlich in unseren wohl verdienten schlaf sinken.
dank arnica-kügelchen und muskelsalbe sind wir heut auch ordentlich weitergekommen, haben mittags eine superleckere pfannkuchensuppe auf der burg abenberg gegessen (aber von einer übernachtung wegen der preise dort abgesehen) und uns dann die letzten kilometer nach dürrenmungenau durchgekämpft. die pension hier haben wir mehr oder weniger für uns alleine, der preis ist ok, und ein internetcafé gibts hier auch noch. was kann man mehr wollen...?
ja... vielleicht ein bisschen weniger wehmut und fußschmerzen.
und dennoch: es fühlt sich gut und richtig an, soviel draußen zu sein, auf dem weg und mit der begleitung. ja. das war die richtige entscheidung. trotz aller schmerzen, die bisher schon waren und weiter auf mich warten. und es zeigt mir, wie wichtig mir meine heimat und die menschen sind, ihr alle, die ihr mich bisher begleitet habt und mir so nah seid.
ich drück euch!
sandra
koboldin - 7. Mai, 20:28